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Gangs sind auch ein Teil des Ganzen... - Magister Ludi - 27.04.2018 Gangs sind auch ein Teil des Ganzen...
New York City ist eine Stadt, in der man alles findet, von den ganz Reichen, die hier das Sagen haben, bis zu dem Bodensatz, den ganz Armen, den Chancenlosen, die täglich wieder um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Gangs gehören sicherlich auch zu diesem Bodensatz, aber keines ihrer Mitglieder ist bereit, sich mit einer von anderen zugewiesenen Opferrolle abzufinden. Sie kämpfen – nicht nur um ihr Überleben, sondern auch um den Status ihrer Gang, um ihren eigenen Status innerhalb ihrer Gang, um ihr Territorium. Wer zu einer der Gangs gehört, ist vermutlich immer noch besser dran als viele der anderen, die hier in der Bronx zu Hause sind. Alle Gangmitglieder hier definieren sich natürlich als Amerikaner, aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die Weißen halten sich für die einzig legitimen Amerikaner, weil sie aufgrund ihrer Hautfarbe zum Herrschen geboren sind. Die Schwarzen halten sich für die besseren Amerikaner, weil sie die Freiheit, die sie sich erkämpft haben, als einzige wirklich zu schätzen wissen und sie mit allen nur erdenklichen Mitteln verteidigen. Vor allem gegen die Weißen, aber auch gegen die Latinos, die ihnen nur zu gerne ihren Rang streitig machen würden. Und die Latinos? Auch die sind die einzig legitimen Amerikaner, denn sie sind mindestens genauso lange hier wie die Weißen, aber in den Adern einiger fließt ja sogar ein bisschen von dem Blut der Azteken, der Maya oder Inka. Die 59ers Dies ist eine alteingesessene Gang, die nur aus Schwarzen/Afroamerikanern besteht. Ihr Gebiet liegt inmitten der Bronx und hier führen sie seit Jahren einen Straßenkrieg gegen die 'White Bloods'. Sie bestehen darauf, dass das hier ganz allein ihr Revier ist, und sie verteidigen es auch mit Waffengewalt. Die Weißen sind der Erzfeind, der wirklich mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft werden muss. Zu allem Überfluss drängen jetzt auch die Latinos immer weiter vor. Die Mitglieder stammen allesamt aus der Gegend. Ihre Väter, Brüder und eventuell auch ihre Mütter waren schon bei den 59ers. Die Anzahl der weiblichen Gangmitglieder hat sich allerdings erst in den letzten Jahren verdoppelt. Anfang der 70er Jahre waren es gerade mal eine Handvoll Mädchen, die als Freundinnen der Gangmitglieder Aufnahme fanden. Der einstige Leader BD – eigentlich Jace „Bulldog“ Levin - hat sich vor einiger Zeit aus dem Staub gemacht. Brandon Seabourn hat sich daraufhin den Posten des Leaders mehr oder weniger unter den Nagel gerissen, da so ein Vakuum nun mal schnell gefüllt werden will. Er hat sich vorgenommen, die 59ers wieder zu altem Glanz zu führen. Ihren Namen leiten sie von einer Lagerhalle mit der Hausnummer 59 ab. Sie ist auch heute noch ein beliebter Treffpunkt der Gang. Die schwarzen Ghettokids sind längst aus den viel zu weiten Hosen herausgewachsen. Man trägt, was gerade angesagt ist. Es wird sich nicht mehr über die Kleidung definiert, so erkennt man einen 59er auch nicht wie bei den Latinos an der Farbe der Jacke, sondern an dem Tattoo, was sich alle Gangmitglieder in den Nacken oder auf die Schulter/Oberarm stechen lassen müssen. Ausnahmen gibt es keine. Man dealt und vertickt Drogen, um zu Geld zu kommen, aber niemals würde ein 59er sein Mädchen auf den Strich schicken, wie es die Gutierrez tun. Klar gibt es auch Nutten unter den Mitgliedern der Gang, doch gezwungen wird hier niemand. Die meisten der Gangmitglieder sind natürlich arbeitslos, wie so viele in der Bronx. Zwar hofft jeder insgeheim auf die große Chance, doch nur wenige haben bisher den Absprung geschafft. Aber dies bedeutet nicht, die Gang im Stich zu lassen: Einmal ein 59er, immer ein 59er! Die Gutierrez Auch die Gutierrez gibt es schon länger, benannt nach ihrem Gründer, der aber sein Amt mittlerweile an einen jüngeren Mann – von der Herkunft her ein Puerto-Ricaner wie er – weitergereicht hat. Der jetzige Anführer ist der 30jährige Javier Valdivia, der vor allem von seinem jüngeren Bruder Jadiel unterstützt wird. Die 59ers sind ihm ein absoluter Dorn im Auge. Die Schwarzen reißen seiner Meinung nach das Maul immer viel zu weit auf und nur weil sie denken, die Gegend gehöre ihnen, muss es ja nicht so sein. Mit den White Bloods ist man sich zwar ebenfalls nicht grün, doch man lässt einander weitestgehend zufrieden. Klar kommt es auch da immer mal zu Spannungen, aber die halten sich noch in Grenzen. Erkennungszeichen der Gutierrez sind ihre blauen Jacken, die ein weißes, verschnörkeltes G auf dem Ärmel tragen, das von einem stilisierten Dolch gekreuzt wird. Dazu kommt ein Ring, den sie um den linken Ringfinger tätowiert tragen, und natürlich immer ihre große Klappe. Mädchen sind Prestigeobjekte, und wer etwas auf sich hält, hat nicht nur eine Freundin. Das ändert sich, sobald es fester wird. Die Mädchen dealen an den Schulen, was bei ihnen weniger auffällt als bei den Jungen, und etliche gehen anschaffen. Da wird der Freund auch schon mal zum Zuhälter. Doch was solls in einer Gegend, in der sonst kaum etwas an Arbeit zu finden ist. Das Hauptquartier dieser Truppe ist ein altes Fabrikgebäude, nicht schön, aber geräumig und vor allem unverwüstlich wie eine kleine Festung. Gutierrez hatte es seinerzeit irgendwie geschafft, den alten Bau zu kaufen, er gehört nun ganz legal der Gang, aber vielen ist das nicht mal bekannt. Hier trifft man sich, hängt rum oder plant den nächsten Einbruch. Hier kann man auch mal schlafen, wenn man gerade nichts anderes hat, alles ganz easy und cool. Das Durchschnittsalter dieser Gang beträgt etwa 25 Jahre. Aufgenommen wird alles, was mindestens einen lateinamerikanischen Elternteil hat. Der neue Anführer hat allerdings weitreichendere Pläne als seinerzeit der Gründer: Er will die Erträge aus den kriminellen Aktivitäten seiner Leute zum Teil nutzen, um ihre Situation langfristig zu verbessern. Mehr Bildung, Ausbildung, Arbeit, und da man ja weiß, dass selbst ein gut ausgebildeter Latino keine Arbeit bekommt, wird man sich halt verstärkt selbständig machen. Das große Fabrikgebäude gibt das nämlich her, man könnte hier mindestens zwei Dutzend kleine Betriebe ansiedeln, ohne dass es eng würde. Die White Bloods Wie die 59ers und die Gutierrez haben sie ihr Revier in der Bronx. Der Stadtteil ist definitiv zu klein für mehrere Gangs, die die Straßen markieren und nur darauf warten, dass ein Mitglied der feindlichen Gang die Reviergrenze überschreitet. Im Jahr 2009 starben auf den Straßen mehrere Gangmitglieder. Von 15 Toten waren aber nur 3 Tote Mitglieder der White Bloods. Eine gute Quote, wie man bei den White Bloods immer hervorhebt. Immerhin starben vier 59ers und 5 Gutierrez. Die anderen sind sowieso nicht erwähnenswert. Stephen Doyle, der eigentliche Leader der White Bloods, liegt nach einem Schusswechsel im Koma, davon wissen aber bisher nur seine Schwester und Blake Johnston, der Second in Command, der nun stellvertretend für Doyle den Laden in Gang hält. Offiziell ist Doyle in einer anderen Stadt dabei, einen Ableger der Whites aufzubauen. Die White Bloods würden niemanden in ihre Reihen aufnehmen, der auch nur den Hauch nichtweißen Blutes in sich trägt. Der Hass auf die Schwarzen, die sich hier im Viertel immer breiter machen, ist groß. Aufgenommen wird auch nur, wer einen Aufnahmeritus durchläuft und sich dann, genau wie bei den 59ers, ein Tattoo stechen lässt. Eine geballte Faust, auf deren Mittel- und Ringfinger die Buchstaben 'W' und 'B' zu erkennen sind. Die White Bloods nehmen prinzipiell keine Frauen auf. Allerdings sind die Mädchen der Gangmitglieder gleich mit eingeschlossen und gehören stillschweigend als Anhängsel dazu. Als Treffpunkt dient ihnen ein Club in der Bronx, in dem man die Abende plant und die Aktivitäten der Gang organisiert. Man dealt, man ist mit Hehlerei gut im Geschäft und man hat auch keine Probleme damit, Mädchen auf die Straße zu schicken. Gibt doch genug Chicks, die nur einen kleinen Anreiz brauchen. Immer öfter fahren Mitglieder der White Bloods bis nach Manhattan, um auch hier Fuß zu fassen, denn die Bronx scheint immer enger zu werden. Der Aufnahmeritus wird von allen, die ihn bestanden haben, als sehr hart beschrieben. Für ein paar Nächte in einem Keller eingesperrt zu sein, zählt da wohl noch als das geringste Übel. Es gab bisher sogar zwei Fälle, in denen ein Anwärter die Aufnahme nicht lebend überstanden hat. |