30.09.2025, 22:45 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.09.2025, 22:45 von Cyprus Culpepper.)
Zwischen zwei massiven Häuserzeilen klemmt ein schmaler Backsteinbau, dessen Messingschild in altmodischer Gravur verkündet: „C. Culpepper - Rare Books“. Das einzige Schaufenster wirkt beinahe schüchtern: zwei, drei antiquarische Bände mit brüchigen Rücken, daneben eine alte Globuslampe, deren Licht auf geheimnisvolle Weise flackert. Vor der schweren Eichentür mit der eingelassenen Messingklinke, magisch Begabte spüren ein warmes Prickeln, sobald die Finger sie berühren, steht meist ein feuerroter Ford Mustang V8 Convertible, schräg auf dem Bordstein geparkt. Sein tiefes Motorbrummen klingt für Aufmerksame wie das Knistern eines nahenden Feuers.
Im Inneren des Ladens empfängt gedämpftes Licht den Besucher. Die Luft ist gesättigt vom Duft alten Papiers, von Leder und samtig-warmem Sandelholz, dessen harziger Ton sich wie ein kaum wahrnehmbarer Schleier auf Haut und Sinne legt. Unter der Wärme schwingt ein Anflug von Glut, als hätte jemand einen unsichtbaren Kamin entfacht. Dunkle Holzregale steigen bis zur Decke, manche beherbergen gewöhnliche Raritäten, andere Exemplare, die in einem schwachen Schimmer glühen oder ihre Titel wechseln, wenn niemand hinsieht. Die Theke aus dunklem Holz mit eingelassener Kupferplatte wirkt wie ein Altar; legt Cyprus Culpepper die Hand auf eine bestimmte Stelle, flammt ein Feuer-Siegel auf. Ein Kamin, alt und dekorativ scheinend, ruht wie ein stiller Wächter - in Wahrheit ein Portalanker für Feenwesen. In einer versteckten Nische dreht sich leise eine Jazzplatte, manchmal Marcus’ Aufnahmen, auf einem Grammophon das zugleich Resonanzstation für unsichtbare Schwingungen ist.
Nur selten sieht man in diesem Reich eine zweite Gestalt: Thalindra „Thali“ Bramblehame, Cyprus’ Troll-Haushälterin. Sie ist groß, elegant und kräftig gebaut, mit hellem Haar und bernsteinfarbenen Augen, die manchmal aufblitzen wie der Glanz alter Runen. Im Laden darf sie nur den Staubwedel schwingen und für Ordnung sorgen, niemals Magie berühren. Immer wieder versucht sie, die Regale, die Tische und sogar die Schaufensterbank gründlich aufzuräumen - und immer wieder stoppt Cyprus sie mit einem augenzwinkernden Protest:
„Das hier ist ein Antiquariat, Thali. Die Leute erwarten den Staub!“
Dann lacht sie nur leise und zieht sich in den oberen Bereich zurück, den Wedel in der Hand wie ein Zepter.
Hinter der Theke führt eine unscheinbare Tür für Uneingeweihte in einen vermeintlichen Lagerraum. Wer eingeweiht ist, betritt jedoch ein weitläufiges Arbeitszimmer: ein massiver Nussbaumschreibtisch, Alchemietische mit Retorten, kleine Feuerschalen und Runenkarten an den Wänden. Glamourfilter unterdrücken hier jede magische Aura und verschleiern die wahren Schutzvorkehrungen. In gläsernen Artefaktvitrinen, von Runen geschützt, liegen seltene Objekte. Manche dieser Vitrinen öffnen sich nur, wenn die Luft eine bestimmte Temperatur erreicht und das Sandelholz-Aroma sich vertieft, als atme der Raum selbst.
Unter einem Teppich verbirgt sich schließlich eine Falltür, gesichert von fünf Feuer-Siegeln. Sie führt hinab in das Kellergewölbe, das „Herz“. Hier liegen gewölbte Backsteinräume voller schimmernder Runenlinien und sanfter Wärme. Glühende Feuerkreise im Boden tragen Manuskripte wie kleine Sonnen. Winzige Funkenwesen huschen zwischen den Regalen hin und her, bewachen die Schätze und verscheuchen Eindringlinge. In einer abgeschirmten Lesekammer mit einem steinernen Tisch und magischem Licht dürfen nur Cyprus und ausgewählte Gäste gefährliche Schriften studieren. Der Laden birgt mehrere Übergänge in die Demi-Monde: Der Kamin kann mit der richtigen Formel den Weg zum Chestnut Tree öffnen; ein Spiegel im Arbeitszimmer enthüllt bei Vollmond den Goblinmarkt; und eine Runentür im Keller führt in einen schmalen Zwischenraum außerhalb der normalen Dimension, in dem die seltensten Artefakte ruhen. Alles in diesem Haus gehorcht einer feurigen Logik: Die Temperaturen sind stets angenehm warm, im Keller konstant bei siebenundzwanzig Grad. Kältezauber verlieren hier an Kraft, während Feuerzauber gestärkt werden. Der Geruch mischt Papier, Rauch, das balsamische Sandelholz und einen Hauch von Metall. Die Akustik dämpft Geräusche, als läge ein weicher Schleier über allem. Sollte je ein Angriff erfolgen, verwandeln sich die Regale in Feuerkreise, die Feuerwesen schlagen Alarm, und das „Herz“ des Ladens flammt in seiner wahren Gestalt auf - ein lebendiger Schutzraum aus Glut und Geheimnissen.
Über eine schmale, knarrende Treppe im Hinterflur erreicht man Cyprus’ Wohnung. Schon beim Eintreten spürt man, wie die Hitze und das Rascheln der Magie unter den Füßen versickern. Hier oben liegt eine stille Welt, drei Zimmer nur, schlicht und doch stilvoll, wie ein Ruhepol aus Holz und Licht. Dass diese Wohnung so aufgeräumt und angenehm wirkt, liegt an Thali: Mit derselben stoischen Sorgfalt, die sie unten den Staubwedel führen lässt, hält sie hier oben Ordnung. Sie füllt den Kühlschrank, kümmert sich um die Wäsche, wässert die Kräuter, repariert, was repariert werden muss - all die Kleinigkeiten, für die Cyprus keinen Kopf hat.
Das Wohnzimmer ist lang und schmal, der alte Dielenboden warm und glatt getreten. Ein dunkelgrünes Samtsofa steht an der Wand, daneben ein abgewetzter Ledersessel mit einer tiefen Kerbe in der Armlehne - vielleicht ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Auf einem schlichten Couchtisch aus dunkler Eiche stapeln sich Schallplatten mit handbeschrifteten Hüllen; rare Aufnahmen von Marcus, aber auch Klassik der 30er und 40er. In einer Ecke ruht ein Messingascher in Salamanderform, unbenutzt, mehr Erinnerung als Alltagsgegenstand. An den Wänden hängen Schwarzweißfotografien: Hafenstädte, Bibliotheken, Wüstenlandschaften - Orte statt Gesichter, als sammle Cyprus Fluchtpunkte.
Die Küche ist fast asketisch. Weiße Fliesen, offene Regale, ein einzelner Wasserkocher, eine gusseiserne Pfanne. Auf der Fensterbank aber wächst ein schmaler Kräutergarten aus Lavendel, Rosmarin und Minze. Daneben steht eine handgetöpferte Teekanne, dunkel und schlicht, ein Geschenk einer alten Mentorin. In einer Holzschatulle liegen Tees aus aller Welt, lose Blätter, handbeschriftete Etikette. Eine alte Küchenuhr tickt unregelmäßig, als wollte sie die Zeit nur zum Schein messen.
Im Schlafzimmer herrscht noch größere Ruhe. Ein niedriges Bett mit grauer Leinenbettwäsche, ein schlichter Schrank, ein Nachttisch mit einer Messinglampe, deren Licht warm und gold über den Raum fließt. In der Schublade liegt ein kleines Lederjournal, vollgekritzelt mit Traumfetzen und Zitaten, darin versteckt ein mehrfach gefalteter Brief. Auf dem Nachttisch ruht ein kleines Kästchen aus Nussbaum mit einem Hornkamm, einem schlichten Ring ohne Gravur und einer unscheinbaren Kristallscherbe darin - alles Stücke aus einem anderen Leben.
Im Flur hängt sein dunkler Wollmantel neben einem karierten Schal und einem Regenschirm an schlichten Wandhaken. Eine Holzkommode trägt in der obersten Schublade lose Notizen, eine verrostete Taschenuhr und einen Schlüssel, dessen Schloss längst niemand mehr kennt. Über eine unauffällige Klapptür gelangt man auf einen winzigen Dachboden, wo Kisten mit Jahreszahlen beschriftet sind: alte Fotos, alchemistische Skizzen, Fahrkarten aus vergangenen Reisen. Ganz hinten steht eine verschlossene Zigarrenkiste, unscheinbar, ohne Runen, nur mit einem kleinen Schloss, als gehöre sie in diese Welt der Dinge ohne Zauber.
Diese Wohnung ist kein Ort für magische Rituale oder Gäste, sondern ein stiller Rückzugsraum. Zwischen Teekanne, Jazzplatten, der ordnenden Hand seiner Troll-Haushälterin und alten Fotografien wirkt Cyprus Culpepper plötzlich greifbar menschlich - als hätte er sich hier einen Raum geschaffen, der ihn an weltliche Normalität erinnert, wenn unten im Laden die Flammen der Magie lodern.
Im Inneren des Ladens empfängt gedämpftes Licht den Besucher. Die Luft ist gesättigt vom Duft alten Papiers, von Leder und samtig-warmem Sandelholz, dessen harziger Ton sich wie ein kaum wahrnehmbarer Schleier auf Haut und Sinne legt. Unter der Wärme schwingt ein Anflug von Glut, als hätte jemand einen unsichtbaren Kamin entfacht. Dunkle Holzregale steigen bis zur Decke, manche beherbergen gewöhnliche Raritäten, andere Exemplare, die in einem schwachen Schimmer glühen oder ihre Titel wechseln, wenn niemand hinsieht. Die Theke aus dunklem Holz mit eingelassener Kupferplatte wirkt wie ein Altar; legt Cyprus Culpepper die Hand auf eine bestimmte Stelle, flammt ein Feuer-Siegel auf. Ein Kamin, alt und dekorativ scheinend, ruht wie ein stiller Wächter - in Wahrheit ein Portalanker für Feenwesen. In einer versteckten Nische dreht sich leise eine Jazzplatte, manchmal Marcus’ Aufnahmen, auf einem Grammophon das zugleich Resonanzstation für unsichtbare Schwingungen ist.
Nur selten sieht man in diesem Reich eine zweite Gestalt: Thalindra „Thali“ Bramblehame, Cyprus’ Troll-Haushälterin. Sie ist groß, elegant und kräftig gebaut, mit hellem Haar und bernsteinfarbenen Augen, die manchmal aufblitzen wie der Glanz alter Runen. Im Laden darf sie nur den Staubwedel schwingen und für Ordnung sorgen, niemals Magie berühren. Immer wieder versucht sie, die Regale, die Tische und sogar die Schaufensterbank gründlich aufzuräumen - und immer wieder stoppt Cyprus sie mit einem augenzwinkernden Protest:
„Das hier ist ein Antiquariat, Thali. Die Leute erwarten den Staub!“
Dann lacht sie nur leise und zieht sich in den oberen Bereich zurück, den Wedel in der Hand wie ein Zepter.
Hinter der Theke führt eine unscheinbare Tür für Uneingeweihte in einen vermeintlichen Lagerraum. Wer eingeweiht ist, betritt jedoch ein weitläufiges Arbeitszimmer: ein massiver Nussbaumschreibtisch, Alchemietische mit Retorten, kleine Feuerschalen und Runenkarten an den Wänden. Glamourfilter unterdrücken hier jede magische Aura und verschleiern die wahren Schutzvorkehrungen. In gläsernen Artefaktvitrinen, von Runen geschützt, liegen seltene Objekte. Manche dieser Vitrinen öffnen sich nur, wenn die Luft eine bestimmte Temperatur erreicht und das Sandelholz-Aroma sich vertieft, als atme der Raum selbst.
Unter einem Teppich verbirgt sich schließlich eine Falltür, gesichert von fünf Feuer-Siegeln. Sie führt hinab in das Kellergewölbe, das „Herz“. Hier liegen gewölbte Backsteinräume voller schimmernder Runenlinien und sanfter Wärme. Glühende Feuerkreise im Boden tragen Manuskripte wie kleine Sonnen. Winzige Funkenwesen huschen zwischen den Regalen hin und her, bewachen die Schätze und verscheuchen Eindringlinge. In einer abgeschirmten Lesekammer mit einem steinernen Tisch und magischem Licht dürfen nur Cyprus und ausgewählte Gäste gefährliche Schriften studieren. Der Laden birgt mehrere Übergänge in die Demi-Monde: Der Kamin kann mit der richtigen Formel den Weg zum Chestnut Tree öffnen; ein Spiegel im Arbeitszimmer enthüllt bei Vollmond den Goblinmarkt; und eine Runentür im Keller führt in einen schmalen Zwischenraum außerhalb der normalen Dimension, in dem die seltensten Artefakte ruhen. Alles in diesem Haus gehorcht einer feurigen Logik: Die Temperaturen sind stets angenehm warm, im Keller konstant bei siebenundzwanzig Grad. Kältezauber verlieren hier an Kraft, während Feuerzauber gestärkt werden. Der Geruch mischt Papier, Rauch, das balsamische Sandelholz und einen Hauch von Metall. Die Akustik dämpft Geräusche, als läge ein weicher Schleier über allem. Sollte je ein Angriff erfolgen, verwandeln sich die Regale in Feuerkreise, die Feuerwesen schlagen Alarm, und das „Herz“ des Ladens flammt in seiner wahren Gestalt auf - ein lebendiger Schutzraum aus Glut und Geheimnissen.
Über eine schmale, knarrende Treppe im Hinterflur erreicht man Cyprus’ Wohnung. Schon beim Eintreten spürt man, wie die Hitze und das Rascheln der Magie unter den Füßen versickern. Hier oben liegt eine stille Welt, drei Zimmer nur, schlicht und doch stilvoll, wie ein Ruhepol aus Holz und Licht. Dass diese Wohnung so aufgeräumt und angenehm wirkt, liegt an Thali: Mit derselben stoischen Sorgfalt, die sie unten den Staubwedel führen lässt, hält sie hier oben Ordnung. Sie füllt den Kühlschrank, kümmert sich um die Wäsche, wässert die Kräuter, repariert, was repariert werden muss - all die Kleinigkeiten, für die Cyprus keinen Kopf hat.
Das Wohnzimmer ist lang und schmal, der alte Dielenboden warm und glatt getreten. Ein dunkelgrünes Samtsofa steht an der Wand, daneben ein abgewetzter Ledersessel mit einer tiefen Kerbe in der Armlehne - vielleicht ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Auf einem schlichten Couchtisch aus dunkler Eiche stapeln sich Schallplatten mit handbeschrifteten Hüllen; rare Aufnahmen von Marcus, aber auch Klassik der 30er und 40er. In einer Ecke ruht ein Messingascher in Salamanderform, unbenutzt, mehr Erinnerung als Alltagsgegenstand. An den Wänden hängen Schwarzweißfotografien: Hafenstädte, Bibliotheken, Wüstenlandschaften - Orte statt Gesichter, als sammle Cyprus Fluchtpunkte.
Die Küche ist fast asketisch. Weiße Fliesen, offene Regale, ein einzelner Wasserkocher, eine gusseiserne Pfanne. Auf der Fensterbank aber wächst ein schmaler Kräutergarten aus Lavendel, Rosmarin und Minze. Daneben steht eine handgetöpferte Teekanne, dunkel und schlicht, ein Geschenk einer alten Mentorin. In einer Holzschatulle liegen Tees aus aller Welt, lose Blätter, handbeschriftete Etikette. Eine alte Küchenuhr tickt unregelmäßig, als wollte sie die Zeit nur zum Schein messen.
Im Schlafzimmer herrscht noch größere Ruhe. Ein niedriges Bett mit grauer Leinenbettwäsche, ein schlichter Schrank, ein Nachttisch mit einer Messinglampe, deren Licht warm und gold über den Raum fließt. In der Schublade liegt ein kleines Lederjournal, vollgekritzelt mit Traumfetzen und Zitaten, darin versteckt ein mehrfach gefalteter Brief. Auf dem Nachttisch ruht ein kleines Kästchen aus Nussbaum mit einem Hornkamm, einem schlichten Ring ohne Gravur und einer unscheinbaren Kristallscherbe darin - alles Stücke aus einem anderen Leben.
Im Flur hängt sein dunkler Wollmantel neben einem karierten Schal und einem Regenschirm an schlichten Wandhaken. Eine Holzkommode trägt in der obersten Schublade lose Notizen, eine verrostete Taschenuhr und einen Schlüssel, dessen Schloss längst niemand mehr kennt. Über eine unauffällige Klapptür gelangt man auf einen winzigen Dachboden, wo Kisten mit Jahreszahlen beschriftet sind: alte Fotos, alchemistische Skizzen, Fahrkarten aus vergangenen Reisen. Ganz hinten steht eine verschlossene Zigarrenkiste, unscheinbar, ohne Runen, nur mit einem kleinen Schloss, als gehöre sie in diese Welt der Dinge ohne Zauber.
Diese Wohnung ist kein Ort für magische Rituale oder Gäste, sondern ein stiller Rückzugsraum. Zwischen Teekanne, Jazzplatten, der ordnenden Hand seiner Troll-Haushälterin und alten Fotografien wirkt Cyprus Culpepper plötzlich greifbar menschlich - als hätte er sich hier einen Raum geschaffen, der ihn an weltliche Normalität erinnert, wenn unten im Laden die Flammen der Magie lodern.